Klimaschützer von Beruf? Das Handwerk bietet Chancen!

Die aktuellen Ausbildungszahlen wurden in Schwerte, Hamm und Wickede vorgestellt

„Stand das vorherige Jahr 2021 für die handwerkliche Ausbildung ganz im Zeichen des Durchatmens und Aufholens der Corona-Müdigkeit der Schulabgängerinnen und -abgänger, so erleben wir jetzt eine Art von Einpendeln auf in et-wa Vor-Corona-Niveau. Dabei hat das Handwerk bisher allen Krisen getrotzt. Die meisten Betriebe verfügen weiterhin über volle Auftragsbücher - und stellen zukunftssichere Ausbildungsplätze zur Verfügung: super Aussichten für jun-ge Menschen bei uns im Handwerk,“ sagte Kreishandwerksmeister Christoph Knepper bei der Vorlage der aktuellen Zahlen zur Ausbildung 2022. Gastgeber für die Präsentationen durch die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe waren in diesem Jahr der Dachdeckerbetrieb von Gregor Weigelt (Schwerte), die „Schröter + Fabian Leichtmetallbau GmbH“ (Hamm) sowie die IVECO Service-Vertragswerkstatt von Frank Fahnemann in Wickede-Ruhr.

Insgesamt 1.005 junge Frauen und Männer schlossen im ablaufenden Jahr einen neuen Ausbildungsvertrag im heimischen Handwerk zwischen Hellweg und Lippe ab – im vergangenen (besonders guten) Jahr 2021 waren es 212 mehr gewesen. Damit erlernen aktuell 3.203 Auszubildende einen drei- bzw. dreieinhalb-jährigen Handwerksberuf in der Region (Kreise Soest und Unna sowie Stadt Hamm). Bei sinkenden Schülerzahlen werben aktuell nahezu alle Branchen mit Hochdruck um engagierte Auszubildende. Zudem ist der Trend zu schulischen Bildungsgängen sowie Studiengängen an Hochschulen immer noch ungebrochen.

Gastgeber schildern ihre Sichtweisen
Dachdeckermeister Gregor Weigelt (Schwerte) erläuterte mit Blick auf seinen Betrieb: „Wir sind aktuell gut versorgt mit jungen Menschen, die eine Ausbildung im Dachdecker-Handwerk beginnen wollen und können im Sommer nächsten Jahres wieder einen Platz anbieten. Das Handwerk allgemein kämpft heute sehr gegen den Trend zum Studieren an. Vielfach bekommen Jugendliche von Eltern und Lehrern gar nicht mehr den Weg in die Duale Ausbildung aufgezeigt. Dabei kann man gerade heute wie kaum jemals zuvor Karriere im Handwerk machen – und Spaß bei seiner kreativen Arbeit haben, vor allem auch im Dachdecker-Gewerk mit seinen vielen modernen Baustoffen und Aufgaben zwischen Energieeinsparung durch Dämmung, Klimaverbesserung durch Dachbegrünung und Energiegewinnung durch Solardächer!“
Gregor Weigelt (55) hat seinen Familienbetrieb im Jahre 1996 gegründet und seitdem bereits über 20 jungen Menschen den Start ins Berufsleben ermöglicht. Er beschäftigt aktuell 14 MitarbeiterInnen und bildet aktuell zwei Jugendliche im ersten bzw. dritten Lehrjahr aus. Der Dachdeckermeister engagiert sich ehrenamtlich unter anderem als Obermeister der Dachdecker-Innung Unna, die über 30 Unternehmen der Branche im Kreis Unna vertritt.
Der Hammenser Metallbauermeister Volker Peitsch (52) sah den Generationswechsel in vollem Gange: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Baby-Boomer-Generation verlassen jetzt unsere Unternehmen und gehen peu á peu in Rente – damit geht auch ein großes Stück Erfahrung. Leider finden im Gegenzug nicht annähernd genug junge Menschen neu zu uns in unsere Gewerke als Metallbauer oder Feinwerkmechaniker.“ Gemeinsam mit Bernd Mahnke lei-tet Volker Peitsch den Metallbaubetrieb Schröter + Fabian Leichtmetallbau GmbH. Er beschäftigt 12 MitarbeiterInnen und bildet aktuell drei Jugendliche im zweiten bzw. vierten Lehrjahr aus. Peitsch ist Obermeister der Metall-Innung Hamm, die knapp 40 Unternehmen der Branche in der Stadt Hamm vereinigt. „Ich denke, aktuell könnte jeder Metall-Betrieb noch weitere Auszubildende einstellen – doch längst nicht alle Bewerberinnen und Bewerber sind auch ausbildungsfähig. Wichtig ist hier, dass sich Jugendliche frühzeitig mit ihrem Berufswunsch auseinandersetzen und zum Beispiel über freiwillige Praktika ins Berufsleben hineinschnuppern. Das machen wir gerade auch im Handwerk immer möglich!“
Kfz-Technikermeister Frank Fahnemann (Wickede) schließlich beklagte für sein Unternehmen: „Leider müssen wir feststellen, dass wir seit mehreren Jahren keine regulären Bewerbungen auf unsere Ausbildungsangebote (Kraftfahr-zeugmechatroniker, Fachrichtung Nutzfahrzeuge) mehr bekommen: Offensichtlich möchte diesen Ausbildungsberuf niemand mehr erlernen, obwohl wir sehr viel zu bieten haben. Die breite Öffentlichkeit scheint nicht zu bedenken, dass unser Beruf und damit Lkw äußerst systemrelevant sind: Ohne funktionierende Lastkraftwagen ginge in unserem Lande gar nichts; die Menschen hätten nicht mal mehr etwas zu essen, weil die Läden einfach leer blieben.“ Der 51jährige führt den 1930 gegründeten Familienbetrieb seit dem Jahre 2001 und hat seitdem bereits über zehn jungen Menschen den Start ins Berufsleben ermöglicht. „Unser Beruf ist auch längst schon kein Knochenjob mehr“, erläutert er. „Das war mal vor 30 Jahren so. Heute gibt es viele körperliche Entlastungen, so dass die Arbeit nicht schwerer ist, als im Pkw-Bereich. Die Technik ist top-aktuell und zukunftsweisend: voller Vielfalt (wie Elektrifizierung, Gas- und Wasserstoffantriebe sowie umweltbewusste Verbrennungsmotoren) mit immer neuen Herausforderungen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Auch Übernahmen nach der Ausbildung sind unser Bestreben, Spass, Freude und ein guter Zusammenhalt untereinander bei der Arbeit. Schliesslich verbringt man doch einen wesentlichen Teil seiner Zeit im Betrieb!“ Fahnemann beschäftigt 15 Frauen und Männer; er bildet zur Zeit einen Jugendlichen aus. Als Obermeister der Innung für Kraftfahrzeugtechnik und Mechanik Soest-Lippstadt ist er Sprecher für 170 Unternehmen der Branche im Kreis Soest.

Handwerksberufe liefern Antworten für die Zukunft
„Viele junge Menschen wollen sich für den Klimaschutz und die Energiewende einsetzen. Die größte Änderungswirkung wird zweifelsfrei beim Machen und Tun erreicht. Konkret beim fachgerechten Planen, Montieren und Installieren von Zunkunftstechnologien. Wer konkrete Erfolgsergebnisse für sich und die Gesellschaft will, kann sofort handeln: Einen Zukunftsberuf im Handwerk ergreifen und „Klimaschützer von Beruf“ werden“, so Detlef Schönberger (Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe). „Hier gibt es spannende und anspruchvolle Tätigkeitsfelder, mit einem hohen Maß an Zukunftssicherheit und Nachhaltigkeit. Junge Praktikerinnen und Praktiker können mit ihrer Berufswahl im Handwerk eine großartige Karriere starten. Die duale Ausbildung in einem unserer 37 Innungs-Berufe ist auch für Abiturienten, Studienaussteiger und Quereinsteiger eine spannende Option. Und noch bis in den Ja-nuar 2023 hinein können Interessierte ins laufende Ausbildungsjahr weiterhin einsteigen!“
Allein die Internet-Ausbildungsbörse der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe verzeichnet aktuell 276 freie Praktikums- und Ausbildungsstellen.

Den Weg zum Klimaschützer im Handwerk zeigen die Ausbildungs-Coaches der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe gerne in einem persönlichen Gespräch auf: Bao Nghi Nguyen (Tel.: 02921 892-214), Jens Mayer (Tel.: 02921 892-232) und Dietmar Stemann (Tel.: 02921 892-226) sind erreichbar unter einer gemeinsamen E-Mail-Adresse: ausbildungsberatung@kh-hl.de.

Und:
Mit der Dating-App „Passt!“ klappt der Kontakt zum neuen Ausbildungsbetrieb für alle interessierten Jugendlichen noch schneller (www.passt-app.de).