NRW-Studie zur Digitalisierung im Mittelstand

Seit 2018 ermittelt der Sparkassenverband Westfalen-Lippe (SVWL) den Stand der Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen. Auch in diesem Jahr wurden wieder knapp 1.000 klein- und mittelständische Unternehmen bis 499 Beschäftigte in acht Branchen im gesamten Bundesland befragt, darunter zahlreiche Betriebe aus Baugewerbe und Handwerk. Das Ergebnis wurde am 8. Oktober 2024 in Hamm präsentiert. So stieg der zehnstufige Digitalisierungsindex von 4,48 im Jahr 2022 („wenig digitalisiert“) auf nun 5,1 („teilweise digitalisiert“) im Jahr 2024 leicht an. Die zeige, dass sich die Einstellung zum Thema Digitalisierung in den Unternehmen langsam wandelt. „Es geht etwas nach vorne im Mittelstand – eine gute Nachricht“, so Prof. Liane Buchholz, Präsidentin des SVWL. Vor allem in den Bereichen Cybersicherheit/IT-Sicherheit, Datenverarbeitung sowie in Marketing und Vertrieb werde in Digitalisierungsmaßnahmen investiert; sie sind die „Haupttreiber“ des Anstiegs. Auch Cloud-Dienste und Künstliche Intelligenz werden vermehrt eingesetzt.

Eines der größten Probleme, die den weiteren Fortschritt der Digitalisierung verhindern, liege darin, dass ein Drittel der befragten Betriebe kein dafür qualifiziertes Personal habe. Erkennbar sei dies auch daran, dass bei größeren Unternehmen der Grad der Digitalisierung entsprechend höher sei. Die Schere klaffe auseinander zwischen sehr stark und nahezu gar nicht digitalisierten Unternehmen. Unternehmen jeder Größe könnten hier entgegenwirken, indem sie ihr Personal – beispielsweise in Sachen Cybersicherheit – aus- und weiterbilden. Weitere Hindernisse liegen in der Sorge um höhere Kosten, dem anhaltenden Fachkräftemangel sowie dem fehlenden Überblick über sich bietende Möglichkeiten zur Digitalisierung.

Darüber hinaus passen nur 25 Prozent der Unternehmen ihre Strategie an den Fortschritt der Digitalisierung an. Hier sieht Prof. Elena Werning, Wissenschaftliche Projektleiterin Digitalisierungsindex NRW, großes Verbesserungspotenzial für Betriebe aller Größen. Selbst einfache Möglichkeiten der Digitalisierung wie die Außendarstellung auf der Unternehmenswebsite oder auf Social-Media-Kanälen würden noch viel zu wenig genutzt. Sie empfiehlt vor allem kleineren Unternehmen, sich auch mit kleinen Digitalisierungsschritten zu beschäftigen, damit langfristig nicht zu viel Nachholbedarf oder gar ein Digitalisierungsstau entstehe.

Als Best-Practice-Beispiel bei der Ergebnispräsentation mit dabei waren Peter und Tobias Johannes Sparding vom Malerbetrieb Sparding GmbH in Hamm. „Digitale Tools gehören heute einfach dazu – wie modernes Werkzeug und moderne Fahrzeuge“, sagt Peter Sparding, Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Hamm. Sie machten seinen Arbeitsalltag sehr viel einfacher. Angebotskalkulation, Aufmaß und Baustellentagebuch sind komplett digitalisiert. Auch in Sachen digitales Büro hat der Handwerksbetrieb schon einiges umgestellt. Von der digitalen Archivierung bis zur Urlaubsplanung funktioniere mittlerweile alles ohne Papier. Peter Sparding gab einen Einblick in seine tägliche Arbeit. Einmal ausgemessene Zimmer müssten beim nächsten Anstrich nicht erneut ausgemessen werden. Auch die Farbtöne werden digital vorgehalten.

Tobias Johannes, der in fünfter Generation die Geschäftsführung zusammen mit seinem Vater Peter Sparding übernommen hat, ist überzeugt davon, dass der digitale Fortschritt essentiell für die Unternehmensentwicklung sei. „Die Digitalisierung unterstützt uns in vielen Prozessen. So sind zum Beispiel die Schnittstellen zum Kunden, wie buchhalterische Prozesse, komplett digitalisiert.“ Praktikabel müsse es sein und einen eindeutigen Nutzen bringen – dann hätte der Betrieb einen Wettbewerbsvorteil durch die Digitalisierung. Was Peter Sparding anderen Betrieben als Tipp mit auf den Weg geben würde? Einfach den ersten Schritt zu machen. Die Zeit zu investieren, sich trotz des vollen Tagesgeschäftes mit einzelnen Digitalisierungsmaßnahmen zu beschäftigen und einfach mal Neues auszuprobieren. Im ersten Moment erfordere dies etwas mehr Zeit, aber der Aufwand bringe deutliche und langfristige Zeitersparnis.

Detaillierte Ergebnisse aus der Umfrage zum Digitalisierungsindex finden Sie hier.

Wer sich über passende Digitalisierungsmaßnahmen für sein Unternehmen informieren möchte, kann sich an die Digitalisierung- sowie die Innovations- und Technologieberater der Handwerkskammer Dortmund wenden.

 

Foto: (v.l.) Tobias Johannes Sparding und Peter Sparding im Gespräch mit Andreas Löbbe, Leiter Kommunikation SVWL
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