„Opherdicker Erklärung“ zum Handwerk

Fachkräftemangel, unbesetzte Ausbildungsplätze sowie steigende Rohstoff- und Materialpreise setzen so gut wie jedem Handwerksunternehmen zu. Vor dieser Themenkulisse hatte die Unnaer SPD-Kreistagsfraktion am 12. April 2023 zur Dialogveranstaltung „Herausforderungen im Handwerk“ auf Haus Opherdicke (Holzwickede) eingeladen. Rund 50 Teilnehmer beteiligten sich der Diskussion mit Vertretern der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe.

Kreishandwerksmeister Christoph Knepper (Bergkamen) hinterlegte den Fachkräftemangel mit Zahlen: Landesweit seien 200.000 Stellen im Handwerk offen. Verschärft werde die Situation dadurch, dass in den nächsten zehn Jahren 30 Prozent der Beschäftigten im Handwerk in den Ruhestand gehen. „Wir merken die Auswirkungen bereits jetzt. Wochen- und monatelange Wartezeiten auf den Handwerker sind allgegenwärtig“, so Knepper. Dabei komme dem Handwerk bei der Umsetzung der Ziele bei der Klimawende eine bedeutende Rolle zu: Allein bei dem Ziel, bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen zu installieren, würden rund 60.000 zusätzliche Monteure benötigt. Es komme entscheidend darauf an, jungen Menschen die guten beruflichen Chancen im Handwerk deutlich zu machen. Die duale Ausbildung müsse weiter verbessert werden, insbesondere beim Zusammenwirken von Berufsschulen, Betrieben und überbetrieblicher Ausbildung. „Man hat eine sichere und gut bezahlte berufliche Perspektive im Handwerk“, betonte der oberste Handwerker der Hellweg-Lippe-Region.

Die Rolle der Berufskollegs griff auch Landrat Mario Löhr in seinem Beitrag auf. „Ich möchte, dass alle Schüler ein Ausbildungsangebot erhalten. Hier werden wir mit unseren kreiseigenen Berufskollegs die Diskussion suchen, wie wir gemeinsam die duale Ausbildung stärken“, betonte Mario Löhr. Darüber hinaus sei er dazu mit den Arbeitsmarktakteuren -darunter auch den Handwerksvertretern- im Austausch.  „Wir müssen uns gemeinsam für die dringend notwendige Stärkung der beruflichen Ausbildung einsetzen. Gerade die Handwerksbetriebe sind die wesentliche Stütze des Mittelstands im Kreis Unna.“

Das Thema „Fachkräftemangel“ müsse mit großer Ernsthaftigkeit angegangen werden, betonte André Stinka (wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion). Es reiche nicht, nur aufzuschreiben, was besser werden solle. Er verwies auf den hohen gesellschaftlichen Stellenwert der akademischen Bildung im Vergleich zur dualen Ausbildung. Hier müsse auch gerade bei Eltern viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Bedeutend sei zudem die Frage der Rahmenbedingungen. Wie kommen minderjährige Auszubildende gerade im ländlichen Raum zu ihren Berufsschulen? Hier müsse über den Nahverkehr oder auch Azubiwohnheime nachgedacht werden. Gerade den Themen der Bildung und Ausbildung müssten als zentrale „Weichenstellungen“ noch mehr Bedeutung zukommen.

Hartmut Ganzke (Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion) werde das Thema mit seiner Fraktion weiterverfolgen. Dazu habe die Fraktion eine „Opherdicker Erklärung“ verfasst, die sich auf fünf Punkte konzentriert: Verbesserung der Berufsorientierung/-beratung; Stärkung der dualen Ausbildung; Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung; die Erschließung „neuer“ Zielgruppen sowie der Abbau übermäßiger bürokratischer Vorgaben. „Zu diesen Themen werden wir im Austausch mit den Akteuren im Kreis Unna bleiben, aber auch Richtung Landes- und Bundespolitik die Gespräche suchen“, beschrieb Ganzke das weitere Vorgehen. Es sei klar, dass es kein Allheilmittel, sondern viele Ansatzpunkte gebe, die wirklich konkret angegangen werden müssen.

Foto (v.l.): André Stinka, Mario Löhr, Arne Steinbrink (Obermeister der Schuhmacher-Innung Hellweg-Lippe), Detlef Schönberger (Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe) und Hartmut Ganzke stellten sich den Herausforderungen im Handwerk im Rahmen eines Publikumstalks.

(Text- und Foto-Quelle: SPD-Fraktion im Kreistag des Kreises Unna)