Überzeugter „E-Mobilist“ der ersten Stunde

Der Blick auf den Parkplatz vor der Betriebswerkstatt, die zahlreichen Wallboxen und die PV-Anlage auf dem Dach lassen bereits vermuten, dass hier E-Mobilität gelebt wird: 14 vollelektrisch und hybrid angetriebene Firmenwagen umfasst der Fuhrpark von Elektro Ostkamp in Lippstadt. Ein Drittel der Flotte machen die E-Autos bereits aus, Tendenz steigend. „Letztens haben wir vier Elektro-Bullis angeschafft – mit staatlicher Förderung, was viel Zeit und Energie gekostet hat. Aber es hat sich gelohnt“, ist Geschäftsführer Günther Ostkamp überzeugt. Für die Bedürfnisse und Lösungen des Handwerks sei die E-Mobilität ideal, so der Elektrotechnikermeister. „Ich bin überzeugter ‚E-Mobilist‘ der ersten Stunde.“ Diese „DNA“ hat Günther Ostkamp auch an die nächste Generation in seinem Betrieb weitergegeben. Tom Glauner, der im Unternehmen ein duales Elektrotechnikstudium absolviert hat und später einmal gemeinsam mit seiner Frau Alina den Betrieb mit über 50 Mitarbeitern und 22 Auszubildenden übernehmen wird, war schon immer umweltbegeistert. Mit seinem privaten E-Auto war er schon in ganz Europa unterwegs und lobt die sich stetig bessernde Infrastruktur mit zahlreichen Schnelladesäulen, vor allem an den Autobahnen. „Auch die Strompreise für das Laden unterwegs sind mittlerweile moderat, nicht mehr so teuer wie noch vor einem oder zwei Jahren“, freut sich Glauner.

Warum also die sich bietenden Möglichkeiten, die sich durch E-Mobilität eröffnen, nicht auch für den eigenen Betrieb nutzen? Vorteile gibt es genügend: E-Autos sind weniger reparaturanfällig, sie sind steuerfrei und können ihre Energie von der eigenen PV-Anlage beziehen. Für Glauner ein klares Rechenbeispiel: „Für unseren Betrieb ist das ökonomisch einfach sinnvoll. Wir haben genügend Wallboxen installiert, um unsere E-Fahrzeuge jederzeit einsatzbereit zu halten und decken einen großen Teil unserer Fahrten zu Kunden im Umkreis von 100 km damit ab. Die Reichweite passt und notfalls können wir auch unterwegs mobil laden.“ Dafür hat die Firma Ostkamp eigens eine mobile Wallbox entwickelt, die immer im Einsatzauto mit dabei ist. Die „Wallbox-to-go“ wurde für das Zwischenladen konzipiert und verfügt über ein eigenes Zählwerk. Sie kann beim Kunden an den Hausstrom angeschlossen und das E-Auto geladen werden. Anschließend vergütet der Betrieb dem Kunden den verbrauchten Strom. Die Leistung der mobilen Lösung ist vergleichbar zur stationären Wallbox. Sie kann bis zu 17 kW laden und ermöglicht eine Reichweite von ca. 500 km. Adapter für alle Arten von Steckern machen einen markenübergreifenden Einsatz möglich.

Auch die Belegschaft des Elektrobetriebs profitiert von der E-Flotte ihres Arbeitgebers. „Wir praktizieren eine Art Car Sharing mit unseren E-Autos“, sagt Ostkamp. Denn die Mitarbeiter können nach Feierabend die Elektrofahrzeuge für ihre Heimfahrten nutzen. Generell seien die Beschäftigten begeistert vom Fahrgefühl der vollelektrischen Wagen und die E-Autos sehr beliebt für die Einsätze beim Kunden. Natürlich hatte auch Elektro Ostkamp bei der E-Mobilität vor Jahren klein angefangen – mit E-Autos für den nahen Umkreis und die Büroangestellten. Mittlerweile werden alle Einsätze damit abgedeckt. Und das Gewerbe läuft gut. Rund 30 Prozent der Kundenaufträge macht die Gebäudeelektroinstallation aus, ein weiteres Drittel Aufträge zu erneuerbaren Energien, also PV- und Speichertechnik. Die restlichen Aufträge kommen aus den Bereichen Sicherheitstechnik – beispielsweise die Installation von Brandmelde- und Alarmanlagen – und kommunale Dienste wie die Wartung und Installation von Straßenbeleuchtungen.

Die anspruchsvollen Aufträge der hauptsächlich gewerblichen Kunden erfordern entsprechend hohes und vor allem aktuelles Fachwissen von den Mitarbeitern. „Der Bereich Elektroinstallation ist in den letzten Jahren sehr komplex geworden. Die ‚technische Inflation‘ nimmt immer weiter Tempo auf, sodass die Kunden – und teilweise sogar Verarbeiter wie Architekten – die Komplexität der Installationen mittlerweile gar nicht mehr überblicken können. Die Zusammenhänge machen es für die Planer sehr kompliziert. Erst recht, wenn neben einer PV-Anlage auch noch eine Wärmepumpe dazu kommt“, weiß Günther Ostkamp. Gut, dass neben seiner langjährigen Erfahrung auch die neue Generation in den Startlöchern steht, die sich permanent mit den laufenden Entwicklungen auf dem Strompreismarkt und den technischen Neuerungen auseinandersetzt. „Auch für Privatkunden wird die E-Mobilität nun immer rentabler. Wo es bisher oftmals nur zwei Strompreise für Tag- und Nachtstrom gab, wird ab 2025 jeder den Zugang zu dynamischen Stromtarifen und damit zu volatilen, sehr flexiblen Strompreisen haben. Das wird den ganzen Markt verändern“, prognostiziert Glauner. Damit meint er die dynamischen Strompreise, die zeitweise sogar unter den Preisen einer PV-Anlage liegen können. Voraussetzung für eine intelligente Nutzung der neuen Tarife ist ein smarter Stromzähler („Smart Meter“) mit einem dynamischen Zähler. Dieser erkennt den aktuellen Status der PV-Anlage, erfasst regelmäßig den Stromverbrauch sowie die Tarife und ermöglicht dadurch, den Strom zu nutzen, wenn er besonders günstig ist. Energiekosten können dadurch enorm gesenkt werden. Auch eine intelligente Wallbox kann dazu beitragen, indem sie das E-Auto nur dann lädt, wenn der Strompreis unter dem vom Kunden festgelegten maximalen Tarif liegt. So kann man auch ohne PV-Anlage viel Strom sparen, im Zusammenspiel mit einer PV-Anlage jedoch umso mehr.

Vor allem für Betriebe wird die Anschaffung von E-Autos durch die dynamischen Stromtarife noch rentabler. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um über einen Umstieg auf die E-Mobilität nachzudenken“, raten die beiden Experten, auch im Hinblick auf tendenziell fallende Verkaufspreise für E-Autos. Günther Ostkamp und Tom Glauner jedenfalls sind zufrieden mit ihrem frühzeitigen Umstieg auf den sauberen Antrieb und wollen künftig noch mehr Fahrzeuge ihrer Flotte umstellen.

Wer mehr darüber erfahren will, wie die dynamischen Strompreise die Energiewelt verändern, kann in die Folge #6 des Podcasts „Zukunft Energie“ von Elektro Ostkamp hineinhören.

Titelfoto (v.l.): Tom Glauner, Alina Glauner und Günther Ostkamp leben und lieben E-Mobilität.
Dafür haben sie eigens eine mobile Wallbox für unterwegs entwickelt.