
Werkbank statt Schulbank
Handwerk zum Anfassen: Beim ersten „Praxistag Handwerk“ schnupperten am 2. Juni 2025 rund 180 Schüler*innen der Drost-Rose-Realschule in Lippstadt in fünf Handwerksberufe hinein.
Mit Schutzbrille und Handschuhen ausgestattet steht Schülerin Cosima vor einer Werkbank der Firma W&K Metallverarbeitung aus Lippstadt. Die Funken fliegen, als sie zum ersten Mal das Bolzenschweißen bei einem Übungsblech ausprobiert. „Das hat Spaß gemacht“, lacht sie und schaut sich interessiert nach der nächsten Station zum Thema Metallbauerhandwerk um. Einen ganzen Klassenraum hat W&K dafür mit kleinen Mitmach-Aktionen gefüllt, um die sich die Schüler*innen drängeln.
„Es bringt nichts, über die derzeitige Arbeits- und Ausbildungsmarktsituation zu jammern. Wir müssen als Betrieb selbst aktiv werden, unser Handwerk sichtbar machen und die jungen Menschen wieder mehr für unseren Beruf begeistern. Handwerk ist cool und das wollen wir heute hier zeigen“, ist Ausbildungsleiter Marcel Marx von W&K überzeugt. Aus diesem Grund hatte er sich an die Realschule gewandt, um die Möglichkeiten für eine Berufsorientierungsveranstaltung auszuloten. Gemeinsam mit Ausbildungscoach Kevin Güner von der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe und der Studien- und Berufswahlkoordinatorin an der Drost-Rose-Realschule, Katrin Stuckenschneider, entstand so die Kooperationsidee zum ersten „Praxistag Handwerk“.
Weitere Handwerksbetriebe aus Lippstadt waren für die Umsetzung des Pilotprojektes schnell gefunden: Die Kfz-Werkstatt Fastgarage stellte die Ausbildungsberufe zum
Kfz-Mechatroniker sowie zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker vor. Elektro Ostkamp präsentierte das weite Tätigkeitsfeld in den Elektronikerberufen und auch das Dachdeckerhandwerk war mit der Dachwerkstatt Krinke auf dem Außengelände der Schule vertreten.
Jeweils zwei Schulstunden lang durchliefen die rund 180 Jugendlichen der 8. und 9. Klassenstufen den kleinen „Berufeparcour“ und lernten dabei Werkzeuge und typische Fertigkeiten im Handwerk kennen. Überall wurde gehämmert, Lack abgeschmirgelt, das Schweißen in Schutzkleidung simuliert, Autobleche ausgebeult, elektronische Messgeräte oder ein Motor inspiziert. „Die Schüler sind ganz erwartungsvoll. Es ist schön zu sehen, wie sie sich auf die neuen Eindrücke einlassen und selbst so viel ausprobieren“, freut sich Katrin Stuckenschneider. „Auch die Schulen müssen neue Wege gehen, um das Handwerk mehr für Jugendliche zu öffnen. Daher ist der Praxistag eine gute Möglichkeit, dies zu unterstützen.“
Auch Kevin Güner, Ausbildungscoach der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, ist vom Pilotprojekt überzeugt. Er hatte bereits am Morgen in einem gemeinsamen Vortrag für
alle Schüler*innen die wichtigsten Infos zur dualen Berufsausbildung präsentiert und auf die guten Perspektiven und Karrierechancen im Handwerk hingewiesen. Auch die Vorstellung einiger „Klimahandwerke“ (Elektroniker, Dachdecker, Stuckateure sowie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) vermittelte den Schüler*innen eine zukunftsorientierte Sicht auf die Ausbildungsberufe im Handwerk.
Die aufwändige Organisation im Vorfeld der Veranstaltung hat sich für alle Beteiligten gelohnt. „Der Praxistag war ein voller Erfolg. Die Schülerinnen und Schüler sowie die beteiligten Handwerksbetriebe sind sehr zufrieden und wir werden das Pilotprojekt anhand des Feedbacks sicher weiterentwickeln und wiederholen können“, plant Güner bereits für das kommende Jahr.
Titelfoto: Schülerin Cosima (8. Klasse) beim Bolzenschweißen an einem Übungsblech im Aktionsraum der Firma W&K Metallverarbeitung.
v.r.: Ausbildungscoach Kevin Güner und Ausbildungsleiter Marcel Marx





